Kontinuierlicher Verbesserungsprozess

Kontinuierlicher Verbesserungsprozess – kurz KVP – ist seit einigen Jahren groß in Mode in vielen Firmen. Ehrlich gesagt habe ich den Hype, der um diese Neuentdeckung gemacht wird, nie so ganz nachvollziehen können.

Für mich war das Zeit meines aktiven Musikerlebens eigentlich das tägliche Brot. Jeder, der ein Instrument lernt, kennt KVP aus der eigenen Übungserfahrung. Ein Instrument lernt man schrittweise, in dem man jeden Tag übt, sich jeden Tag durch Übungsstücke kämpft und wenn sie dann endlich sitzen fängt der ganze Prozess von vorne an, weil man ein Musikstück von der nächsthöheren Schwierigkeitsstufe bekommt oder selbst auswählt.

Es ist irgendwie schon faszinierend, wie Musiker seit Jahrhunderten intuitiv alles richtig machen im Bezug auf ihre persönliche Verbesserung. Zuerst gilt es, sich ein Ziel zu setzen. Anfangs ist es das große Ziel, das entsprechende Instrument zu lernen. Nachdem das dann halbwegs erreicht ist, kommen immer wieder Ziele wie Wettbewerbe, Vorspiele etc., um die Motivation zum Besser werden zu erhalten.
Wenn das Ziel für mich klar war, dann hatte ich auch die notwendige Motivation, den Weg dorthin zu gehen. Schwierig war es in Zeiten, in denen es außer „Besser werden“ kein konkretes Ziel gab. Da brauchte es entweder die Motivation oder den Zwang von Außen – in jungen Jahren war das die Übungsaufforderung durch meine Eltern – oder eine sehr starke innere Selbstüberwindung, um jeden Tag zu üben.

Und genau genommen habe ich für meinen eigenen, ganz persönlichen Verbesserungsprozess das, was ich im Musikunterricht gelernt habe, übertragen.
Das heißt heute für mich, wenn ich mich in etwas verbessern will, dann brauche ich ein klares Ziel, auf das ich hinarbeite und für das ich eine Verbesserung benötige. Ein reines „weil ich es halt will“ ist wenig Antrieb und mag am Anfang funktionieren, doch irgendwann schwindet die eigene Motivation dahin.

Sprachen lernen beispielsweise. Ich bin fasziniert davon, andere Sprachen zu hören und würde so gerne auch noch mehrere Sprachen sprechen könne. Funktioniert hat das Sprachen lernen bei mir aber effektiv nur dann, wenn klar war, dass ich es für einen bestimmten Zeitpunkt oder eine bestimmte Aufgabe brauche. Spanisch beispielsweise als klar war, dass mein freiwilliges Jahr in Chile klappt. Da war die Motivation zum Vokabeln lernen plötzlich da. Ein reines „Nice to have“ ist für mich persönlich zu wenig Motivation, um mich durch einen so langfristigen Prozess zu kämpfen, wie eben bspw. eine Fremdsprache zu lernen.

Das ist also der erste Schritt. Ein klares Ziel, auf das ich hinarbeiten kann. Tony Robbins hat einmal gesagt „Je größer dein Warum, desto einfacher dein Wie“.
Der zweite Aspekt, den ich aus dem Musikunterricht gelernt habe ist, die Lernschritte passend zu gestalten. Die Übungsstücke waren immer nur eine passende Nuance zu schwer. Gerade so, dass ich sie eben nicht mehr einfach kurz vom Blatt spielen konnte, sondern mich wirklich eine Woche oder länger damit beschäftigen musste, um sie hinzubekommen. Sie waren jedoch nie so schwer, dass es unmöglich war. Und das ist die Kunst, die gute Musiklehrer intuitiv beherrschen. Sie schaffen Herausforderungen, ohne zu überfordern. Wären die Stücke zu schwer gewesen, dann hätte ich vermutlich aus Frustration irgendwann aufgegeben. Aber so war klar, ich schaffe das, wenn ich dran bleibe.

Dieser Aspekt ist deutlich schwerer auf meinen eigenen KVP anzuwenden, da es hier oft nur Nuancen sind die Unterforderung, Herausforderung und Überforderung voneinander trennen. Was ist zu wenig? Was zu viel? Den Mittelweg in einer Lerneinheit bezüglich der eigenen Anforderung an mich zu finden ist gar nicht so einfach. Hier hilft mir immer wieder ein Blick von Außen, von Unbeteiligten, die entweder mich oder den Weg oder beides sehr gut kennen. Die können mir dann den nötigen Tritt geben, wenn ich mich selbst vielleicht doch einmal zu sehr zurücklehne und mir zu leichte Übungsstücke heraussuche. Oder sie stoppen mich, wenn ich mir ein zu schweres Stück vornehme, bei dem ich drohe zu scheitern und geben mir ein Zwischenstück, quasi eine kleine Trittleiter, wenn die vorgenommene Stufe zu groß ist. Auch wenn es nicht immer einfach für mich ist, die Rückmeldung von außen dann anzunehmen und zu akzeptieren, so hat sie sich doch meistens als richtig erwiesen.
Und der dritte Faktor: Üben, üben, üben! So leidig das manchmal ist, aber nur mit täglicher Übung kann man besser werden. Auch das ist eine harte Lektion, die ich über die Musik gelernt habe. Insgeheim bin ich heute aber immer wieder dankbar für diese Lektion. Denn dadurch habe ich schon früh gelernt, dass nur weil etwas beim ersten oder zweiten oder dritten Anlauf nicht klappt, es nicht heißt, dass es nicht geht. Wenn ich nicht aufgebe, dann läuft nach einer Woche plötzlich die Stelle, an der ich immer hängengeblieben bin wie von selbst und ich wundere mich, warum sie plötzlich geht. Sowohl im musikalischen Bereich als auch in meinem eigenen KVP. Dranbleiben, durchhalten, weitermachen. Und dann funktioniert es irgendwann. In diesem Sinne, auf in den nächsten persönlichen Verbesserungsprozess!


Hinweise für den persönlichen KVP:
Eine klare, persönliche Zieldefinition. → „Warum will ich das?“

Wähle „Übungsstücke“, die dich zwar Herausfordern, aber nicht überfordern. → „Was ist der nächste Schritt, den ich gerade noch schaffe oder mir zutraue?“

Üben, Üben, Üben! → Nur wer durchhält, erntet den Erfolg

Teile den Beitrag

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner