Improvisation zum Glück

Eigentlich wollte ich heute einen Blogartikel darüber schreiben, das man genau darauf achten soll, welches Ensemble man wählt. Hintergrund ist, dass ich vor einigen Tagen auf eine sehr interessante Studie über Musiker in unterschiedlichen Orchestern gestoßen bin.


Aber stattdessen sitze ich nun schon geraume Zeit vor dem weißen Bildschirm, genieße die Sonne auf meiner Terrasse, höre dem Zirpen der Grillen und dem zwitschern der Vögel zu und beobachte den Nachbarsjungen, der mit einer leidenschaftlichen Begeisterung sein Spielzeug über den Hof zieht und gegen sich selbst ein Wettrennen veranstaltet.


Gibt es eigentlich einen bestimmten Punkt auf dem Weg ins Erwachsenenleben, an dem man seine Phantasie, seine Begeisterungsfähigkeit für kleine Dinge und seine Ausdauer auf für völlig unwichtige Dinge, die einem aber Spaß machen, verliert?
Mich fasziniert immer wieder, mit welcher Leichtigkeit Kinder einfach im Hier und Jetzt sein könne. Sie leben ganz in dem Moment, gehen darin auf, ohne sich von Sorgen oder Ärger den Spaß an dieser Situation nehmen zu lassen. Da kann kurz davor noch ein dramatisches Ereignis wie der Sturz von der Schaukel oder der Streit mit der Mutter gewesen sein die einem etwas nicht erlaubt hat. Und dann, für mich scheinbar aus dem Nichts, entdecken sie etwas, das ihre Aufmerksamkeit fesselt – ein Spielzeug oder etwas in der Natur – und schon ist alles vergessen, sie sind fasziniert in dem Moment und leben einfach.


Ich finde es sehr schade, dass wir diese Eigenschaft scheinbar irgendwann in unserem Leben verlernen. Wie oft ertappe ich mich doch dabei, in einer eigentlich schönen Situation zu sein, diese aber gar nicht genießen zu können, weil mein Kopf voll ist mit Sorgen, Zweifeln und To-Do-Listen.


Vielleicht ist für mich die Musik deswegen mit so ein zentraler Punkt. Denn das sind oft die Momente, in denen ich es schaffe, ganz wie ein Kind, in dem Moment zu sein. In einem sogenannten Flow-Erleben, ein Begriff den der Psychologe und Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi bereits 1975 entwickelte. Als Flow wird in der Wissenschaft und Persönlichkeitsentwicklung ein mentaler Zustand beschrieben, in dem man ganz in dem Moment vertieft ist, in diesem Aufgeht und dadurch ein Gefühl des Glücks, der Zufriedenheit und Gelassenheit bekommt. Also genau das, was mein kleiner Nachbarsjunge gerade erlebt.

Für mich war und ist die Musik wie eine Brücke in dieses Erleben. Egal ob passiv beim Hören oder aktiv beim selbst musizieren oder tanzen, Musik schafft es immer wieder, mich an die Hand zu nehmen und mich in diesen Zustand hineinzuführen. Dann bin ich für einen Moment wieder ein Kind, das alles um sich herum vergisst und einfach im Hier und Jetzt ist und den Augenblick lebt.


Was ist deine Brücke zu diesem Kind-Sein? Was kannst du tun, um in einen Flow-Zustand zu kommen?

P.S.: das eigentlich für heute vorgesehene Thema mit der Studie über Orchestermusiker kommt dann in einem der nächsten Blog-Beiträge – versprochen ;-).

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