Die Ohrwurm-Lektion

Vor kurzem habe ich mich wieder einmal in einem Gedanken-Karussell verfangen. Sorgen, Ängste und Zweifel bezüglich dem Weg, den ich dabei bin zu gehen belagerten meinen Kopf und blockierten mich. Während dieser Zeit habe ich mir dann auch noch einen dieser besonders hartnäckigen Ohrwürmer eingefangen, die man über Tage nicht mehr los wird.


Ohrwürmer entstehen aus dem sogenannten Zeigarnik-Effekt. Psychologen haben erforscht, dass wir uns besser an unterbrochene Gedanken und unvollendete Aufgaben erinnern, als an abgeschlossene. Darüber hinaus setzen sich Lieder besonders dann hartnäckig fest, wenn das Arbeitsgedächtnis nicht ausgelastet ist. Heißt in dem Moment, in dem wir geistig nicht ausgelastet sind, weil beispielsweise Routineaufgaben erledigt werden oder unser Gehirn auf andere Weise unterfordern ist die Gefahr, sich einen Ohrwurm einzufangen besonders hoch.


Und das brachte mich auf einen Gedanken. Das würde ja im Umkehrschluss für meine Gedankenkreisel bedeuten, dass ich das ganze (noch) nicht zu Ende gedacht habe und/oder zu viel freie Kapazität in meinem Arbeitsgedächtnis habe.
Beruhend auf der Theorie der Entstehung von Ohrwürmern gibt es zwei Möglichkeiten, um diese wieder loszuwerden. Die eine Möglichkeit ist, das Lied ein Mal bis zum Ende zu hören. Damit ist die „Aufgabe“ dann abgeschlossen und unser Gehirn legt es im Archiv ab. Und genau dies probierte ich dann bezüglich meiner Gedankenkreisel aus. Ich dachte sie weiter. Ich gab meinen Sorgen und Zweifeln Raum und überlegte mir, was denn passieren würde, wenn das alles tatsächlich eintritt. Ich malte mir mein persönliches Worst-Case-Szenario aus und dachte es immer weiter. Und am Ende saß ich schulterzuckend da und dachte bei mir „Und wegen so einem Ergebnis machst du dich tagelang verrückt?“. Das eigentlich Spannende aber war, dass ich durch dieses ‚zu Ende denken‘ aus dem Karussell an hinderlichen Gedanken ganz einfach aussteigen konnte, da mein Gehirn diese danach automatisch als erledigt in irgendeine Ablage abheftete.


Die andere Möglichkeit, um einen Ohrwurm loszuwerden ist, sich mit einer leicht fordernden Aufgabe abzulenken. Laut Psychologen ist hierbei wichtig, dass diese uns gedanklich weder über- noch unterfordert. Es wird beispielsweise Sudoku empfohlen. Und diese zweite Möglichkeit nutze ich jetzt, wenn ich merke, dass das Karussell sich wieder einmal langsam zu drehen beginnt. Dann sage ich mir selbst „Oh, dein Gehirn ist unterfordert“ und ich suche mir eine Aufgabe, die ansteht und meinen Kopf auslastet, um gar nicht erst wieder Sorgen-Ohrwürmer entstehen zu lassen.


Neben einer sehr erfolgreichen Präventionswirkung hat dies ganz nebenbei auch noch den Effekt, dass meine To-do-Liste seither regelmäßig in Angriff genommen wird! Damit habe ich sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen – 100 Punkte auf der Effektivitätsskala 🙂

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