Zufriedenheit

Wie glücklich bist du eigentlich? Vielleicht eine komische Frage. Mich beschäftigt seit längerem der „Verbitterungsfaktor“, den es scheinbar in unserer Gesellschaft gibt. Immer wenn ich von mehreren Menschen umgeben bin, habe ich mir angewöhnt, sie genau zu betrachten. Sei es in Meetings und Sitzungen, bei Veranstaltungen, in der Öffentlichkeit (Bars, Cafés und Fußgängerzonen sind dafür super) oder in den seltenen Fällen, in denen ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin. Und immer wieder erschrecke ich, wie viel Verbitterung sich in viel zu vielen Gesichtern schon eingegraben hat.


Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bin kein Fan des Forever-Young-Hypes. Ich finde Gesichter spannend, in denen man das Leben sehen kann und keine botoxgeglätteten Masken. Aber es gibt die Gesichter, in denen das Positive seine Spuren hinterlassen hat und die, bei denen einen die Bitternis förmlich anspringt.
Den Deutschen geht es laut Statistik eigentlich ziemlich gut. Im EU-Vergleich landen wir immerhin auf Platz neun gefragt danach, wie glücklich wir sind. Und 2015 ermittelte Infratest, dass 33% der Deutschen sehr zufrieden mit ihrem Leben sind, 59% ziemlich zufrieden und lediglich 7% nicht bzw. 1% gar nicht mit ihrem Leben zufrieden sind. Woher kommt dann all die Verbitterung in den Gesichtern?


Die einfachste Antwort wäre wohl, dass die positiven Gesichter weniger Leid in ihrem Leben erleben mussten. Aber das stimmt nicht zwingend. Ich habe immer wieder Menschen kennengelernt, da ist mir schlecht geworden, wenn ich erfahren habe, was sie in ihrem Leben schon durchmachen mussten. Oder Menschen, die heute nicht wussten, wie sie morgen ihre Familie ernähren, die wirklich Arm waren und wo es keine soziale Absicherung von Staatsseite gab. Und trotzdem war keine Verbitterung in ihren Gesichtern. Und im Gegenzug habe ich Menschen getroffen, die mehr oder weniger auf Seidenkissen durchs Leben geglitten sind, deren Gesichter aber den Eindruck machten, als haben sie mehrfach sämtliche Kreise der Hölle durchquert.
Aus meiner Sicht besteht die Antwort aus zwei Aspekten.


Das Eine ist: habe ich etwas in meinem Leben, das mich beseelt? Habe ich einen Aspekt, in dem ich mit Leidenschaft dabei bin? Gibt es etwas, wo ich regelmäßig in den sogenannten Flow komme, also in das Gefühl, Raum und Zeit zu verlieren und nur ganz in dem Moment zu sein? Das hat einen sehr großen Anteil daran, wie unsere Gesichter in ein paar Jahren aussehen werden. Unter Musikern beispielsweise stelle ich immer wieder fest, dass es weniger Verbitterungsspuren in den Gesichtern gibt. Oder unter Tänzern – vorausgesetzt, sie fallen nicht dem Perfektionsdruck zum Opfer sondern tanzen bzw. musizieren aus Leidenschaft.


Der zweite Aspekt ist die eigene innere Haltung. Selbst wenn ich mein Leben nach meinen Wünschen gestalte und nach meiner Leidenschaft ausrichte, wird es immer Zeiten geben, die hart sind, wo es vielleicht nicht so läuft, wie geplant, wo ich für meine Ziele kämpfen muss und Rückschläge einstecken muss. Zumal wir auch nicht alles in unserem Leben planen können und kein Mensch vor Schicksalsschlägen gefeit ist. Und hier ist dann die Frage, wie meine Haltung dazu ist. Die Situation ist, wie sie ist. Welche Bedeutung ich dem ganzen gebe ist jedoch einzig und allein meine Entscheidung. Vielleicht ein Beispiel zur Verdeutlichung. Wenn ich bei einem Konzert mitspiele und mich verspiele, dann kann ich mich unglaublich darüber aufregen und das ganze Konzert als einzige Misere betrachten, weil ich ja einen Fehler gemacht habe und alle das gehört haben usw. Oder aber ich beschließe, dass es vermutlich kaum jemand im Publikum gehört hat und falls doch, dann ist es nun mal so. Ändern kann ich das eh nicht mehr und der Rest von dem Konzert war doch richtig gut. Im Buddhismus gibt es den schönen Ausdruck „an etwas anhaften“. Wir können an Gefühlen oder Situationen anhaften. Damit ändern wir sie nicht, wir machen uns nur selbst das Leben schwerer.


Worauf lenkst DU deinen Fokus im Leben? Siehst du den kleinen Fleck auf dem weißen Tischtuch und regst dich darüber auf, dass es nicht sauber ist? Oder siehst du, dass das Tuch zu 99% strahlend weiß ist und freust dich darüber?


Jeder hat es selbst in der Hand, wie viel Verbitterung er in sein Gesicht zeichnet. Und das Schöne ist, auch wenn man bisher das Leben vielleicht zu ernst gesehen hat, den Fokus eher auf den schlechten Dingen hat, so kann man zu jeder Zeit seines Lebens daran arbeiten und dies ändern. Oft ist es hilfreich, hierbei die Hilfe von anderen Menschen in Anspruch zu nehmen, die einem immer wieder bewusst machen, wo der eigene Fokus gerade liegt und einem dabei helfen, auch in schwierigen Situationen das Positive zu sehen. Das ist am Anfang nämlich gar nicht so einfach. Und ohne Unterstützung kann es leicht passieren, dass man noch mehr frustriert, weil man das eben nicht hinbekommt.


Es lohnt sich, sich auf den Weg zu machen und sich selbst zu erlauben, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Es ist nur eine Bedeutungsänderung entfernt ….

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