Wohin schaust Du?

Jeder Motorradfahrer weiß, wie wichtig die Blickrichtung ist. Wo ich hinschaue, da fahre ich hin. Das Gleiche gilt auch für Autofahrer, ist aber leider nicht so bekannt bei diesen. Klassisches Beispiel hierfür sind Autos, die scheinbar zielsicher den einzigen Baum im Umkreis von mehreren Kilometern treffen, wenn sie von der Straße abkommen. Und warum? Weil der Fahrer genau diesen fixiert und denkt „bitte nicht da drauf“. Und was passiert? Der Blick lenkt das Fahrmanöver und Volltreffer. Ich habe schon einmal geschrieben, dass unser Gehirn das Wort „nicht“ nicht verarbeiten kann. Also schon mal als Tipp: Falls du jemals von der Fahrbahn abkommst, dann fixiere die Lücke, in die du rutschen willst und nicht den Baum.

Ich möchte hier aber keinen Kurs über richtiges Verhalten im Straßenverkehr eröffnen. Warum also diese Einleitung? Ganz einfach, in unserem Leben ist es nicht anders. Das, auf das ich mich in Gedanken fokussiere, das ziehe ich an. Heißt wenn ich mir ständig einrede, dass das eh nicht funktioniert oder dass andere mein Vertrauen nur ausnutzen werden, dann passiert genau das. Ich fahre automatisch da hin. Ich werde sicher scheitern und nur solche Menschen in mein Leben lassen, die mich und mein Vertrauen ausnutzen werde. Auf die ganzen Beispiele aus der Partnersuche („die/der findet mich bestimmt nicht attraktiv genug“, „was hab ich denn schon zu bieten“, „er/sie ist eine 8, ich lediglich eine 5“) brauche ich vermutlich nicht einmal erwähnen, da sie jeder zu gut von sich oder seinem Umfeld kennt.

Klingt erst einmal simpel. Richtigen Fokus setzen und alles läuft. Wer aber einmal versucht hat, seinen bisherigen Fokus zu verändern, der wird merken, wie schwer das ist. Wenn ich mich bewusst versuche auf beispielsweise einen positiven Ausgang eines Vorstellungsgesprächs zu konzentrieren, kommt sehr schnell die kleine Stimme in meinem Kopf mit tausenden von Argumenten, warum das sicher nicht passieren wird und schon ist der Fokus wieder auf dem Scheitern. Oder ich gehe morgens ins Büro mit dem Gedanken „Mistladen“. Was denkt ihr, was an diesem Tag passieren wird? Genau. Alles, dass ich abends rausgehe und denke „Recht hatte ich, ist und bleibt ein Mistladen“.

Die Sache mit dem Fokus resultiert aus zwei Dingen. Zum einen sorgt das Gehirn durch die Steuerung unseres Unterbewusstseins dafür, dass wir das anziehen und erleben, was wir uns vornehmen. Denn wir sind grundsätzlich auf Erfolg programmiert – auch wenn uns das in diesem Fall nicht unbedingt von Nutzen ist.
Zum anderen aber nehmen wir auch nur noch die Dinge wahr, die in unser Gedankenmuster passen. Bleiben wir für einen Moment bei dem Beispiel des Mistladens. Wenn ich erwarte, dass im Büro nichts gut läuft, dann nehme ich wahr, dass ich schon wieder viel zu viele Mails in meinem Postfach habe mit blödsinnigen Anfragen, dann nervt die Kollegin mit einer Bitte ihr etwas zu erklären, was mehr Zeit kostet als ich übrig habe und die Kaffeemaschine spinnt morgens auch schon wieder. Wenn ich aber mit dem Fokus reingehe, dass heute ein guter Tag ist und ich eigentlich mit meinem Arbeitgeber richtig Glück hatte, dann freue ich mich über die vielen Mails, weil das Geschäft gut läuft und damit mein Arbeitsplatz gesichert ist, meine Kollegin hat so viel Vertrauen in meine Fähigkeiten und Kompetenz, dass sie mich um eine Erklärung bittet und dank der kaputten Kaffeemaschine hatten wir in der Teeküche eine sehr lustige Unterhaltung unter Kollegen, mit denen ich bisher vielleicht noch gar nicht so viel zu tun hatte.

Oder ein Beispiel für die Musiker: wenn ich mir einrede, dass ich einen gewissen Ton oder Akkord oder auch ein bestimmtes Musikstück einfach nicht hinbekomme, weil er zu hoch, zu tief, zu kompliziert von den Griffen oder was auch immer sein mag, was wird passieren? Richtig, ich werde ihn jedes Mal verhauen – und mir damit selbst immer wieder aufs Neue bestätigen, dass ich das einfach nicht kann. Und darüber hinaus bin ich das komplette Stück über so verkrampft weil ich mich nur auf den Takt fokussiere, in dem der eine Ton ist, dass der ganze Rest oft auch nicht unbedingt gut klappt. Konzentriere ich mich jedoch auf all die Noten, die ich kann und „übersehe“ die kurze Sequenz, die vielleicht nicht ganz klappen könnte, dann habe ich nicht nur viel mehr Spaß beim musizieren, sonder das Stück klingt einfach gut – auch wenn tatsächlich der eine Ton nicht kommen sollte. Oft ist es dann aber so, dass ich so in einem Spielfluss bin, dass ich erst im Nachhinein feststelle, dass sogar ganz nebenbei die Stelle geklappt hat, die ich sonst nie geschafft habe.

Was hier vielleicht sehr simpel klingt, ist in Realität ein hartes Stück Arbeit. Denn ein einmal gesetzter Fokus ist erst einmal schwer zu ändern. (Warum das so ist kannst du in dem Blog-Beitrag über die Veränderungen nachlesen). Aber es lohnt sich. Denn wenn wir bewusst unsern Fokus auf das steuern, wo wir hin wollen, dann brauchen wir danach deutlich weniger Energie, um tatsächlich dorthin zu gelangen. Am besten fängst du heute gleich an, es bei kleinen Dingen zu üben.

Ich würde mich freuen, wenn du mir einen kleinen Erfahrungsbericht schreibst, wenn du es ausprobiert hast. Was waren deine größten Schwierigkeiten? Was hast du dadurch erreicht? Poste es entweder als Kommentar oder schicke mir eine Nachricht. Ich freue mich darauf, von dir zu lesen! Und bis dahin: achte auf deine Blickrichtung!

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